Bürgerverein

Die Chronik des Kuhbergverein 1912 Ulm e.V.

 10.08.1912  Gründung des Vereins als Bürgerverein 

Unterer Kuhbergverein“

 am 10. August im Lokal Unterer Kuhberg

 Zur Vorgeschichte                       

Im Jahre 1906 wurde von der Stadt Ulm unter dem damaligen Oberbürgermeister von Wagner das erste größere Bauprogramm für den Kuhberg erstellt und in Angriff genommen. Diese Planung, die den Bau von Arbeiterwohnhäusern zum Ziel hatte und den Bauwilligen die Möglichkeit zum Eigenerwerb gab, war ein Vorhaben, das dem damaligen Ideengut weit vorauseilte und heute etwa mit dem sozialen Wohnungsbau verglichen werden kann. Dieser Vorgang war dermaßen einmalig, dass dieses Projekt weithin höchste Anerkennung und literarische Würdigung im In- und Ausland fand. Viele Großstädte erboten sich genaue Erläuterungen.

Da die Stadt Ulm die Bürgschaft für die Finanzierung dieser Häuser übernommen hatte und gleichzeitig vermeiden wollte, dass mit diesen Gebäuden Spekulation getrieben werden konnte, ließ sie sich auf dieselben ein Wiederkaufsrecht, gedacht für 100 Jahre, eintragen. Auf dieses Recht wird noch einige Male Bezug genommen. Der Wohnungskern der Festung Ulm (im Westen etwa begrenzt durch Ehingertor – Blaubeurertor) drohte, infolge Bevölkerungszunahme, aus den Nähten zu platzen! Abhilfe tat not! Die Stadtväter mussten nach neuen Wohngebieten suchen. Es war klar, dass sich das Gebiet westlich des Ehingertores zu Siedlungszwecken anbot. Nachdem Kriegstechnik und Entwicklung der schweren Waffen bewiesen hatten, dass die alten Festungswerke ihren Zweck nicht mehr erfüllen konnten, musste für die Stadt Ulm die Ausweitung noch Westen erfolgen. Wie aber sah es seinerzeit auf dem Kuhberg aus? Wohl standen einzelne Häuser, z. B. in der Wagner- und Römerstraße, im Allgemeinen aber war der Kuhberg landwirtschaftlich genutzt (Acker Wiesen und Weideland). Hier sollte nach dem Willen der Stadt die neue Arbeiterwohnsiedlung entstehen und den Anfang eines neuen Stadtteils bilden. Dass Herr Oberbürgermeister von Wagner mit diesem weitsichtigen Plan recht behielt zeigt die heutige Größe des Stadtteils Kuhberg.

 

Die ersten Arbeiter-Einfamilienhäuser wurden in dem Raum Römerstraße – Ziegelgasse – Soldatenstraße – Saarlandstraße erbaut. 86 Einfamilienhäuser wurden bezogen, 44 Familien wohnten im weiteren Umkreis, so dass Ende 1912 bereits 130 Familien auf dem Kuhberg wohnten. Aber mit welchen Schwierigkeiten hatten die damaligen Bewohner zu kämpfen! Wohl wohnte man direkt in der Natur, aber diese Naturverbundenheit hatte auch ihre Nachteile! Mussten die Frauen doch ihre Kuchen bis in die Zinglerstraße tragen und zum Lebensmitteleinkauf war es genauso weit. Bei nassem Wetter wurden die meisten Feldwege ungangbar, außerdem war das Begehen verschiedener Wege die zum Festungsgelände gehörten verboten. Die Beleuchtung, Müllabfuhr, Post- und Zeitungszustellung usw. ließen sehr zu wünschen übrig. Hier musste etwas geschehen.

 Am 10. August 1912 trafen sich 29 Männer des Kuhbergs, um die Frage zu diskutieren, wie die verschiedenen Missstände auf dem Kuhberg abgeschafft werden könnten. Sie kamen zu der Überlegung, dass die Gründung eines Vereins, der die Interessen des Kuhbergs vertreten sollte, wohl dos Beste sei. So entstand also aus der Not der seinerzeitigen Bewohner der Kuhberg-Verein, seinerzeit noch unter dem Namen ,,Unterer Kuhbergverein“.

Der § 2 des Vereins lautet: Zweck des Vereins ist die Förderung des Gemeinsinns, sowie die Hebung und Vertretung der Interessen der Kuhbergbewohner gegenüber der Stadt. Erörterungen von porteipolitischen Angelegenheiten sind ausgeschlossen, dagegen sind Besprechungen von städtischen Wahlen zugelassen.“ Mit diesem § 2 ist der Sinn und Zweck des Vereins klar bestimmt. Der Verein hat sich bis zum heutigen Tage an diese Richtlinien gehalten. Die Stadtverwaltung merkte bald, dass der Verein entschlossen war, auf dem Kuhberg andere Verhältnisse zu schaffen. Durch Eingeben und persönliche Vorsprechen wurde immer wieder auf die unhaltbaren Zustände hingewiesen und um Abhilfe gebeten. Manches Mal stellte sich der Erfolg recht spät ein, aber der zähe Wille des Vereins zeigte doch Früchte.

In kürze folgt die tabellarische Aufstellung nach Jahren